2006
Die Außenwände machen Fortschritte, nach und nach nimmt das Fachwerk Gestalt an. Rote Ziegel, gesäubertes Fachwerk. Der Giebel mit Torbogen offenbart seine ganze Schönheit nachdem die Asbestplatten entfernt und entsorgt sind. Neue, nach außen öffnende Lärchenholzfenster runden das Bild ab. Licht soll ins Haus, daher lassen wir bodentiefe Fenster einbauen, gleichzeitig als Türen ausgeführt. In die Rahmen stopfen wir Hanf oder Schafwolle.
Innen dämmen wir anschließend mit Holzleichtlehm. Die Schalung ist relativ schnell hergestellt, der Lehm geliefert. Wir trommeln Freunde und Nachbarn zusammen zur Lehmparty. Eimer schleppen, kippen, leicht verdichten. Nächste Lage, bis wir oben angekommen sind. Die Fensterlaibungen führen wir rund aus. Fensterbretter bauen wir selbst aus alten Dielenböden. Der Dachboden ist dafür eine Fundgrube.
Das machen wir bis Küche, Gästebad, Büro (über dem Gewölbekeller) und ein Zimmer zum Leben fertig sind. Ich entdecke zufällig - als ich etwas Putz abschlage, dass eine Innenwand in der Küche Naturstein ist, mit einem kleinen Feuerschacht zur darüber liegenden Räucherkammer. Daneben Fachwerk. Unvorstellbar, dass diese Wand mit Gipsputz verputzt wurde. Mit einem Kärcher säubere ich die Wand, bessere an verschiedenen Stellen aus, das Haus gibt immer mehr bauliche Besonderheiten und Geheimnisse preis.
In die Diele lassen wir einen Lehm-Grundofen mauern, mit Treppe zur oberen Etage und mit einer beheizten Bank im Nebenzimmer. Der Rauchzug ist ca. 16 Meter lang, ein Warmluftzirkulationssystem sorgt für wunderbar warme Treppenstufen. Wir entscheiden uns für Terracottastufen.
Wir sprechen Zimmermannsgesellen auf Walz an, sie kommen spontan vorbei, sind begeistert und helfen uns. Sie leben mit uns und wir richten ihnen mit Jutesäcken verkleidete, unrenovierte Zimmer ein, wir nennen es liebevoll Gesindekammern. Mit ihrer Hilfe wird die Geschossdecke zum Dachboden gedämmt und mit Rauhspund (Nut & Feder) verlegt. Als sie gehen, kommen neue und arbeiten an weiteren Projekten, sie sind eine sehr große Hilfe.
Weitere Lehmparties folgen in diesem Jahr und auch unsere Gesellen bleiben noch etwas und matschen mit.
Wir heizen mit unserem neuen Grundofen, viele hundert Liter Wasser sind noch in den Lehmsteinen gebunden, seine gesamte Leistung wird er erst ein bis zwei Saisons später zeigen. Wieviel Holz wir für eine Heizsaison brauchen, wissen wir noch nicht. In diesem Jahr kaufen wir uns abgelagertes Holz meterweise von verschiedenen Anbietern, da wir bislang nur frisches Holz haben.
Weihnachten feiern wir schon in der Diele, aber die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen, u.a. ist die Tür des Torbogens noch nicht fertig, daher trennt uns dort nur eine Plastikfolie von der Außenwelt. Egal….