2007
Anfang Januar tobt Kyrill über Deutschland und auch wir bekommen kleinere Auswirkungen des Sturms mit. Unser Gewölbekeller diente uns auch als Lagerraum für einige Materialien, wir hatten Getränkekästen und was man sonst noch so im Keller deponiert untergestellt. Nach Kyrill stand alles ca. 20 cm tief im Wasser. Aber viele andere Menschen hat es deutlich stärker getroffen als uns.
Wir arbeiten auch weiter an der Diele, alles ist Sichtfachwerk. Meistens Lehm, doch da wo kein Lehm ist, weil Türen mal zugemauert wurden, oder durch irgendwelche Platten ersetzt wurden, setzen wir wieder Riegel ein und mauern mit Lehmsteinen aus. Nach und nach erhalten die Gefache einen neuen Lehm-Oberputz, grundiert mit Kasein und gestrichen mit Kreidezeit Sumpfkalkfarbe (gefüllt).
Der Fußboden besteht aus Steinfliesen, früher fuhren Fuhrwerke durch das Tor und bevor wir unseren Ofen bekamen, überprüften wir die Statik. Ein Vorteil war, dass der Fußboden tief genug lag, so dass wir ohne ausschachten oder Vorarbeiten direkt auf die Steinfliesen eine Dämmung (darunter Dampfsperre) und unseren neuen Dielenboden aus Hainbuche bauen konnten. Jetzt haben wir im gesamten unteren Geschoss barrierefreien Zugang. Wir entscheiden uns gegen einen Fußbodenlack und haben das Holz stattdessen gelaugt und geseift.
Im Frühling fangen wir auch an, uns um den Garten zu kümmern. Über 30 alte, hohe, teilweise trockene Fichten säumen die Grundstücksgrenze. Es beginnt ein Kettensägenmassaker, danach sieht der Garten aus wie Sau. Ein alter Apfelbaum, erhaltenswert wird überleben, verliert aber leider einen großen Seitenast.
Im April wird unser Sohn geboren, ich starte kurze Zeit später mit der Elternzeit und wir planen die Renovierung der drei hinteren Zimmer, die wir 2008 in Angriff nehmen werden. Es soll ein großes Bad dahin wo nie eins war, ein Gästebad an anderer Stelle muss weichen, da es einfach nicht dahin passt. Wir planen, jedes Zimmer mit einer Wandheizung zu beheizen und installieren dazu drei separat regelbare Kreise des WEM Wandheizungssystem. Wir wissen bereits wie wohlig die Strahlungswärme unseres Grundofens ist und der erste Winter wird zeigen, wie gemütlich eine Wandheizung in einer Lehmwand sein kann. Einziger Nachteil einer Wandheizung ist, dass man keine Nägel einfach mal in die Wand schlagen kann. Bevor es jedoch soweit ist und wir die Zimmer bewohnen, wird noch ein Jahr vergehen.
Unerwartet ruft uns ein Zimmermann an, ebenfalls auf Wanderschaft, und fragt, ob wir noch ein paar Arbeiten zu erledigen haben. Ein paar ja, ein paar mehr auch. Er - Martin - kommt vorbei, bringt eine Kollegin mit, ein neues Projekt beginnt:
Ein Teil der Rückseite des Hauses wollen wir mit Lärchenholz in Boden-Deckel Schalung ausführen, dazwischen Isofloc als Einblasdämmung. Wir müssen dort leider außen dämmen, da wir mit einer Innendämmung den Stall nicht mehr nutzen könnten. Aber da ein großes Carport anschließen soll, wird es ein harmonisches Bild erzeugen. Schnell muss ein Bagger her und den gesamten Bereich hinter dem Haus ausbaggern.
Irgendwann sprechen wir mit Martin (seine Kollegin ist schon weitergezogen) über ein weiteres Vorhaben. Wir wollen auf einer Seite der Diele im oberen Bereich die Gefache rausnehmen und in dem Raum dahinter (der zur dieser Zeit nur über den Dachboden erreichbar ist) Dachfenster einbauen. Sie sollen für Licht in der Diele sorgen, Ausrichtung ist Südseite, daher optimal. Martin und ich machen eine Baubegehung über den Dachboden, eine Leiter führt in die zukünftige "Galerie". Wir finden Staub und Teppichreste und noch mehr Staub, etwas Dachdeckermörtel und noch mehr Staub. Da dieser Bereich mal Wohnraum werden soll, muss er zum darunter liegenden Stall gedämmt werden. Am Ende der Baubegehung haben wir die ersten Eichenweller entfernt und die Teppiche zusammengerollt durch die Öffnung entsorgt. Nun gibt es kein zurück mehr, das nächste Projekt ist gestartet, es sollte eigentlich erst in 5 Jahren beginnen. Kurze Zeit später kann man vom Stall bis in den Dachgiebel schauen, denn leider sind die Eichenweller zum großen Teil nicht mehr tragfähig gewesen und mussten raus. Natürlich brauchen wir auch eine Luke zum Stall, damit man direkt zwischen Stall und Galerie klettern kann. Gleiches gilt für den Dachboden, auch hier haben wir später noch eine Luke eingebaut, um von der Galerie direkt zum Dachboden zu kommen. Natürlich sind alle Luken auch gedämmt :-).
Nun muss die Geschossdecke zwischen Stall und der Galerie hergestellt werden. Zur besseren Stabilität arbeiten wir Wechsel zwischen den Bindern ein. Auch die Sparren, zwischen die die Dachfenster eingebaut werden sollen, verstärken wir.
Wir entscheiden uns für ROTO Dachfenster. Da sie sehr hoch liegen mit elektrischer Motorsteuerung, Regensensor und einer Anti-Schmutz Beschichtung. So bekommen wir insgesamt knapp 10 m2 netto Glasfläche dazu und unsere Diele wird hell. Die Galerie zum Dachboden und der Dachfläche verkleiden wir mit Gipsfaserplatten. Erst wenn alles fertig ist, öffnen wir die Gefache zur Diele.
Während des gesamten Jahres schliffen und schliffen und schliffen und schliffen wir immer wieder unser Fachwerk in der Diele. Es war mehrfach gestrichen, wir wollten aber das reine Eichenholz sichtbar haben. Größere Verstaubungen während des Schleifens konnten wir dank unseres FAWAS Zentralstaubsaugers, den wir zuvor installierten, verhindern. Im Nebensatz sei erwähnt, dass wir ihn auch als Baustaubsauger verwendeten und ALLES aufsaugten, und er lebt immer noch, hat aber nach 11 Jahren zwei neue Beutel erhalten. Geschirrspülmaschinen sind toll, Zentralstaubsauger sind toller 🙂 und ein absolutes Muss in einem Haus wie diesem.
Für unseren neuen Flachbildschirm, den wir an die Wand in der Diele hängen wollen, müssen wir noch schnell eine Tür ausbauen und dafür einen alten Riegel einsetzen, die Gefache ausmauern, verputzen und streichen. Das Zimmer hat ja noch zwei weiteren Türen - in der Endausbaustufe soll noch eine Tür ausgebaut werden, aber das wird erst im Jahre 2013 passieren.
Natürlich zu Jahresende, im Dezember, bekommen wir eine neue Heizungsanlage. Die Alte ist aus den späten Siebzigern. Eine paar Tage wird es innen wieder kalt, unangenehm kalt und wir fühlen uns zurückversetzt in die Zeit der offenen Gefache...