Für mich gab es früher nur Zement, Hagalith Haftputz und andere herkömmliche Baustoffe, mit denen ich gearbeitet hatte – was der Baumarkt halt so her gab. Das erste Mal mit Lehm in Berührung gekommen bin ich durch dieses Haus. Mittlerweile ist Lehm für mich mit Abstand der liebstgewonnene Baustoff den es gibt.
Natürlich kann man nicht überall nur Lehm verwenden, wenn ich z.B. im Außenbereich eine stützende Mauer baue, dann verwende ich Zement. Aber umgekehrt – und das ist die Botschaft – kann man sehr oft statt Zement einfach Lehm verwenden. Wir haben uns mal im Internet angesehen, was man alles mit Lehm machen kann, alleine die Bildersuche liefert extrem viele geniale Ideen. Dann haben wir uns die „Lehm-Bibel“ Bauen mit Lehm von Gernot Minke gekauft und ich war überwältigt von der Wissenschaft dahinter.
Einer der großen Vorteile ist die Verarbeitbarkeit. Wir haben unseren Lehm, den wir aus den Gefachen und Decken entfernten zwischengelagert und wiederverwendet. Wir hatten über drei Jahre ein Lehmlager im Garten, das wir immer wieder „ernteten“ und unseren Mörtel und unseren Putz daraus herstellten. Mittlerweile haben wir immer noch Lehm auf dem Dachboden.
Wenn du Lehm anrührst, kannst du jederzeit die Konsistenz durch Zugabe von Wasser oder Weglassen von Wasser anpassen. Für die verschiedenen Putze, Oberputz, Unterputz, mehr oder weniger Struktur kannst du verschiedene natürliche Materialien, wie Strohhäcksel in verschiedenen Größen verwenden. Manche verwenden auch Kuhdung.
Du kannst modellieren, größere Dinge in mehreren Schichten modellieren, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Und hast du mal mehr Lehm angesetzt, als du brauchst, lässt du ihn stehen. Du kannst ihn auch Tage später noch verarbeiten, auch nach dem Eintrockenen, einfach durch Zugabe von Wasser. Hast du viel kompostierbares Material in deinem Lehmkübel, kann er je nach Wasseranteil auch schon mal nach ein paar Tagen anfangen zu stinken. Wir haben diesen Lehm auch mal verarbeitet – die Gerüche verschwinden komplett nach dem Trocknen.
Früher wurde im Fachwerk mit reinem Lehm gearbeitet, der war einfach und günstig aus der Erde zu holen. Sand hingegen war teuer und musste teilweise über längere Strecken transportiert werden. Reiner Lehm ist sehr fett, gibt Risse beim trocknen. Für die meisten Arbeiten ist daher heutzutage eine „Abmagerung“ mit Sand notwendig. Wir haben nach ein paar Versuchen schnell ein gutes Verhältnis gefunden, es lag grob immer so zwischen 1 zu 3 oder 1 zu 4 Lehm/Sand Anteile. Ein Klebtest mit der Kelle zeigt schnell, ob die Mischung optimal ist.
In den Bildern siehst du eine Blumenamphore, Fensterbänke aus alten Dielenböden mit runden Laibungen und Lichtamphoren.
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